Institute for Technologies and Management of Digital Transformation

Digitale Lehre - Drei Fragen an Prof. Meisen und Marion Rose

11.02.2021|15:25 Uhr

Prof. Dr.-Ing. Tobias Meisen, Inhaber des Lehrstuhls für TMDT, und Dipl.-Psych. Marion Rose, Dozentin am SIKoM, über die digitale Lehre zum Ende des zweiten Online-Semesters.

Nach zwei Online-Semestern wird deutlich, welche Kommunikationsschwierigkeiten entstehen, wenn auf Distanz gelehrt wird. Vorlesungen werden aufgezeichnet, Übungen und Sprechstunden finden online und remote statt. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Tobias Meisen: Habe ich den Stoff verständlich erklärt? Das hinterfrage ich mich jedes Mal, wenn ich in einer Online-Veranstaltung auf lauter schwarze und schweigende Kacheln blicke. In der Präsenzlehre habe ich das ganz schnell anhand der Reaktionen und Mimiken raus, aber remote funktioniert das nicht. Die Studierenden, die sich beteiligen, haben meist ihre Kameras eingeschaltet. Manchmal kommt auch eine Frage aus der Schwärze, aber die meisten Black Boxes schweigen. Das ist sehr schade.

Marion Rose: Bei Referaten schalten die Studierenden schon mal ihre Kamera ein, aber auch ich blicke auf viele schwarze Kacheln. Dieses Schweigen muss man erstmal aushalten können!

Was haben Sie für sich daraus gelernt?

Tobias Meisen: Aus den Präsenzveranstaltungen weiß ich, dass bspw. Deep Learning schwieriger Stoff ist – den ich dann mit anderen Worten nochmal erkläre, um sicher zu stellen, dass es jeder verstanden hat. Meist rede ich und es gibt wenig Interaktion mit den Studierenden. Das ist sehr schade. Meine Quintessenz: Für die Videoaufzeichnungen meiner Vorlesungen haben wir ein sehr gutes Feedback der Studierenden erhalten, das bestätigen auch die Zugriffszahlen. Zudem bieten sie eine zeitliche Flexibilität, jeder kann abrufen, wann er möchte.
Die Online-Sprechstunden könnten hingegen besser per Telefon funktionieren: Studierende können dann einen Termin per moodle buchen und die gestellten Fragen laden wir anschließend hoch, damit jeder Teilnehmer dem Stoff folgen kann und die Inhalte für alle verfügbar sind.

Hängt die Kommunikationsbereitschaft mit dem Studienfach zusammen? Herrscht in eher technischen Fächern eine andere Diskussionsmentalität als in geisteswissenschaftlichen Fächern?

Tobias Meisen: In der „Digitalen Transformation“ hören mehr Wirtschaftsingenieure zu. Generell ist dieses Fach ein präsenteres Thema als Deep Learning, das stärker E-Techniker und Informatiker anspricht. Dort ist es fast schon merkwürdig, wenn jemand etwas sagt. Bei den Geisteswissenschaftlern ist es umgekehrt: Es ist merkwürdig, nichts zu sagen.

Marion Rose: Innovationsmanagement hören lauter Ingenieure, das ist ein ganz ungewohntes Terrain für sie: Es geht nicht um Mathe oder Mechanik, sondern es liegt außerhalb ihrer Fachwissenschaften. Um die Diskussion anzutriggern, nutze ich Umfragetools mit allen möglichen Fragen zur jeweiligen Vorlesung. Es gibt auch lustige Situationen: Plötzlich siezen sich alle, obwohl es an der Uni eine ausgeprägte Duz-Kultur gerade unter Studierenden gibt. Das passiert, wenn sich niemand mehr persönlich begegnet.

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